SPZ des Universitätsklinikums Freiburg entwickelt mit der Kultur- und Kreativwirtschaft Lösungsansätze für die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen
Freiburg/Berlin, 29.10.2024. In Kooperation mit dem Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ) des Universitätsklinikums Freiburg veranstaltete das Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes vom 24. bis 26. Oktober das „Innovation Camp: Creative Care – Perspektiven für Gesundheit und Teilhabe von Kindern mit chronischen Erkrankungen“ in Breisach am Rhein. Bei dem 3-tägigen Ideen-Sprint entwickelten Expert*innen aus der Kultur- und Kreativwirtschaft sowie dem Förder- und Hilfesystem gemeinsam mit betroffenen Eltern Lösungsansätze und Prototypen für dringliche Herausforderung im Bereich der Versorgung von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen mit Entwicklungsauffälligkeiten.
Zum Auftakt begrüßten Dr. Patrick Rapp (Staatssekretär im baden-württembergischen Wirtschaftsministerium) und Nadyne Saint-Cast (Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Freiburg II) die Teilnehmenden. Aus ganz Deutschland waren rund 45 Expert*innen zusammengekommen, um gemeinsam prototypische Lösungsideen zu entwickeln.
Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Patrick Rapp betonte die Bedeutung interdisziplinärer Innovationsräume durch Orte wie das Innovation Camp und den BadenCampus in Breisach. „Ich bin mir sicher, dass kreative Ansätze und Ideen helfen können, um gemeinsam voran zu kommen und den Wissenstransfer aller Beteiligter zu fördern. Der BadenCampus ist der perfekte Ort als kreative Ideenschmiede. Mein Dank gilt ebenfalls dem Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes und dem Sozialpädiatrischen Zentrum des Universitätsklinikums Freiburg, die dieses mehrtägige Format des Innovation Camps zusammen möglich machen“, so Dr. Patrick Rapp, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, bei seiner Eröffnungsrede.
„Landespolitisch ist es uns ein Anliegen, die Verbindungen zwischen Gesundheitsversorgung und Bildungseinrichtungen, aber auch die Stärkung von Familien zu fördern. Dort, wo die Kinder akut und präventiv unterstützt werden – beispielsweise in den Frühförderstellen, den Kitas und Einrichtungen wie dem Sozialpädiatrischen Zentrum – brauchen wir kreative Innovationen, um die komplexen Herausforderungen im Sinne der Betroffenen zu bewältigen“, hielt Nadyne Saint-Cast, Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Freiburg II, fest.
Eine umfassende medizinische und pädagogische Versorgung von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen ist essenziell für die gesunde Entwicklung der jüngsten Mitglieder unserer Gesellschaft. Die Versorgung umfasst neben der klinischen Betreuung vor Ort auch weiterführende Unterstützung außerhalb der Klinik. Doch sie bringt auch viele Herausforderungen mit sich. Einigen davon stellten sich die Beteiligten beim Innovation Camp. Dabei setzten sie an Schnittstellen an, wo die klinische Betreuung aufhört und andere Angebote die Familien unterstützen können.
„Es gibt anspruchsvolle Herausforderungen im Bereich der Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen, wie beispielsweise lange Wartezeiten, Fachkräftemangel und ein undurchsichtiges Hilfesystem. Damit sich etwas ändert, ist es wichtig, sich diesen zu stellen. Dieser kreative Raum, in dem wir Cross Innovation versuchen und uns aus unseren Fachbereichen herausbewegen, bietet dafür eine großartige Gelegenheit. Als einzigartige Ressource hat sich auch das Erfahrungswissen von Betroffenen, mit denen wir gemeinsam mit Kreativschaffenden an Lösungen gearbeitet haben, erwiesen“, fasste Prof. Dr. Thorsten Langer, Leiter des Sozialpädiatrischen Zentrums des Universitätsklinikums Freiburg, den Anlass der Veranstaltung zusammen.
Methoden aus der Kultur- und Kreativwirtschaft setzen auf innovative Problemlösungen, interdisziplinäre Ansätze und kreative Denkprozesse. Sie fördern so die Entwicklung unkonventioneller Ideen und ermöglichen es, komplexe Probleme auf neue Weise anzugehen. Im Innovation Camp spielte dieser Aspekt eine zentrale Rolle. Der Schlüssel zur Innovation lag dabei in der interdisziplinären Zusammenarbeit (Cross Innovation) und einem einzigartigen, ergebnisoffenen Innovationsprozess.
Am Ende des dreitägigen Ideen-Sprints entstanden 5 Prototypen für wirksame Hilfeansätze, die Vernetzung und Wissenstransfer fördern.
- Patient Buddy: Über ein digitales Anmeldeportal bietet die Künstliche Intelligenz „Patient Buddy“ betroffenenen Familien Orientierung und Unterstützung während der Wartezeit auf ihren ersten Termin im SPZ. So werden Unterlagen effizient zur Verfügung gestellt, wichtige Fragen per Chatbot und in edukativen Videos beantwortet und weiterführende Informationen zur Verfügung gestellt. Auch ein Informationsbereich für die betroffenen Kinder ist vorgesehen.
- FamilienKompass: In den Räumlichkeiten des SPZ wird ein Begegnungsort geschaffen – der Held*innenhafen – in dem der Austausch zwischen Familien aktiv gefördert wird. Über eine interaktive Wand können Hinweise, Tipps und Angebote ausgetauscht werden. Betroffene Kinder bekommen einen Gestaltungsbereich, um mit ihren Mutgeschichten andere Kinder zu empowern. Angestellte Familienlots*innen bieten individuelle Beratung – digital und vor Ort. Über einen Kompetenzkreis wird außerdem Erfahrungswissen der Betroffenen an SPZ und Betreuer*innen zurückgespielt.
- CareWeiser: CareWeiser ist ein digitales Tool, verfügbar als Website und/oder App, und ein praktisches, inklusives Hilfsmittel, das den Zugang zu gesundheitlichen Leistungen für Familien vereinfacht und optimiert. Ziel ist es, ihnen den Weg durch das komplexe Gesundheitssystem zu erleichtern und sie bei der Beantragung und Nutzung von Leistungen in mehreren Sprachen zu unterstützen. Einzigartig an CareWeiser ist, dass keine endgültige Diagnose erforderlich ist: Bereits ein Verdacht genügt, um erste Maßnahmen einzuleiten.
- Das digitale SPZ-Haus: Eltern betroffener Kinder müssen in kurzer Zeit sehr viel Wissen erlangen. Die digitale Anwendung bietet Informationen zu bürokratischen Wegen, Kostenübernahmen, Krankenkasse. Beratungsangebote für Gruppen unterstützen die Betroffenen interaktiv.
- Digitale Anwendung zur Unterstützung in Kita und Schule: In einer praktischen App sind die Diagnosen von Betroffenen gespeichert und erklärt. Eltern können tagesaktuelle Infos über das Kind durch App mit Erzieher*innen teilen, sodass diese besser auf individuelle Bedarfe des Kindes reagieren können. Die App fördert eine vereinfachte Kommunikation zwischen Eltern und Betreuungspersonen. Zudem werden Informationen zur Diagnose inklusiv aufbereitet und Methoden zur Stärkung von Ressourcen vorgestellt.
„Die entwickelten Prototypen zeigen deutlich: Lösungen im Bereich der Digitalisierung, die über Apps und unter Einbezug von KI-basierten Tools entstehen, haben ein enormes Potenzial für die Vernetzung und den Wissenstransfer zwischen Gesundheits- und Erziehungsinstitutionen und den betroffenen Familien. Kreativwirtschaftliche Lösungen können sinnvolle Ergänzungen sein, die Orientierung geben und Betroffene empowern“, hielt Christoph Backes, Projektleiter des Kompetenzzentrums Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes, rückblickend fest.
Nun wird es spannend sein zu verfolgen, wie es mit den Prototypen weitergeht.